Modulname |
Freiheit und ihre Grenzen |
Gebiet |
Gebiet 4
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Profil |
Profil Liberal Arts Education
Profil Freie Studien
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CPs |
5 CP |
Campus |
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Voraussetzungen |
Das Modul ist für Interessierte aller Fachgebiete und ohne spezielle Vorkenntnisse zu studieren (für Studierende aller Semester). |
Besonderheiten |
TN-Plätze: 20 Termin der 1. Sitzung: Freitag, 16.04.2021, 10:15 Uhr, GB 04/86 Anmeldung: Nach Möglichkeit werden alle Interessierten aufgenommen. Anmeldungen werden ab sofort einfach per E-Mail an idf@rub.de erbeten. Letzte Anmeldemöglichkeit in der 1. Sitzung der Ringvorlesung, also am 21. April 2020. Zusammensetzung der Endnote: In die Endnote fließen die Leistungen aus der Ringvorlesung (regelmäßige Teilnahme mit Diskussionsbeiträgen; eine kleine schriftliche Leistung, z. B. Protokoll, Umfang: 33,3 %) sowie aus dem Seminar (regelmäßige Teilnahme, Diskussionsbeiträge, Mitwirkung an einer Sitzungsgestaltung mit Referat und schriftliche Ausarbeitung, Umfang: 66,7 %) ein. Die Leistungen sind also im Verhältnis 1:2 (Übung) gewichtet. Prüfungstermin: entfällt |
Blockseminar |
Nein |
Vorkenntnisse |
Nicht erforderlich. |
Veranstaltungszeit |
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Dozenten |
Frank Hoffmann |
Arbeitsaufwand |
Ringvorlesung: regelmäßige Teilnahme mit Diskussionsbeiträgen; eine kleine schriftliche Leistung, z. B. Protokoll Seminar: regelmäßige Teilnahme, Diskussionsbeiträge, Mitwirkung an einer Sitzungsgestaltung mit Referat und schriftliche Ausarbeitung |
Literatur |
Für das Modul wird ein Moodle-Kurs eingerichtet. Er bietet für jede Sitzung bereitgestellte Materialien, Literaturlisten und Kommentar- sowie Diskussionsforen. Sofern eine Präsenzlehre möglich ist, wird zusätzlich ein Reader besonders wichtiger Texte verfügbar gemacht (alternativ: Scans bei Moodle). Zur Vorbereitung empfohlen werden: Petra Weber: Getrennt und doch vereint. Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/90. Berlin 2020; speziellere Literatur zum Seminar: Stephan Buchloh, „Pervers, jugendgefährdend, staatsfeindlich". Zensur in der Ära Aden-auer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas, Frankfurt/M.-New York 2002; Beate Müller (Hg.): Zensur im modernen deutschen Kulturraum. Tübingen 2003; Andreas Kötzing: Kultur- und Filmpolitik im Kalten Krieg. Die Filmfestivals von Leipzig und Oberhausen in gesamtdeutscher Perspektive 1954-1972. Göttingen 2013. |
Modulteil |
[320001] Freiheit und Zensur in der west- und ostdeutschen Kultur (1949-1989) - SS 2021, [320000] Freiheitsgeschichten. Erfahrungen der Freiheit in Deutschland - SS 2021 |
Modultyp |
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Modulanbieter |
Zentrale wissenschaftliche Einrichtungen, Institut für Deutschlandforschung |
Inhalt |
Teil 1: Freiheitsgeschichten. Erfahrungen der Freiheit in Deutschland (Ringvorlesung), SoSe 2021, GB 04/86, mittwochs, 12.00-13.30 Uhr (s. t.) Teil 2: Freiheit und Zensur in der west- und ostdeutschen Kultur (1949-1989) (Seminar), SoSe 2021, GB 04/86, freitags, 10-12 Uhr (c.t.) Freiheit, das spüren wir gerade besonders genau, ist nicht nur ein komplizierter Begriff, sondern auch eine heikle Praxis. Kaum will man seine Freiheit möglichst umfassend genießen, werden ihre Grenzen spürbar. Das Grundgesetz verspricht in Artikel 2 jedem die „freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“, um dieser größtmöglichen Freiheit sogleich ihre Grenzen aufzuzeigen, nämlich: „die Rechte anderer“, „die verfassungsmäßige Ordnung“ und „das Sittengesetz“. Damit formulierten die Mütter und Väter der Verfassung von 1949 eine Lehre aus den Erfahrungen von Diktatur und Unfreiheit, die eine Balance individueller und kollektiver Rechte und Ansprüche herstellte und der faschistischen Hierarchie des „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ eine Absage erteilte. In der DDR-Verfassung von 1949 (Artikel 8) folgte dagegen der sehr kargen Zusicherung: „Persönliche Freiheit, Unverletz-lichkeit der Wohnung, Postgeheimnis und das Recht, sich an einem beliebigen Ort niederzulassen, sind gewährleistet“ unverzüglich im gleichen Satz die messerscharfe Drohung: „Die Staatsgewalt kann diese Freiheiten nur auf Grund der für alle Bürger geltenden Gesetze einschränken oder entziehen“. Das im Ernstfall wertlose Adverb „nur“ macht den Gummiparagraphen sichtbar. Vor diesem normativen Hintergrund war es sicher gerechtfertigt, wenn Konrad Adenauer gegen die Verführungen des Ostens (etwa in der Stalinnote von 1952) an der Westbindung festhielt und sie emphatisch mit dem Satz „Wir wählen die Freiheit“ überhöhte. Ohne Zwei-fel ist die demokratische Entwicklung der Bundesrepublik die langfristig erfolgreichste Episode einer deutschen Freiheitsgeschichte. Aber dass damit keineswegs eine bruchlose Erfolgsgeschichte bezeichnet ist, gilt genauso. Umgekehrt haben sich die eindrucks-vollsten Freiheitskämpfe nach 1945 gegen die SED-Diktatur gerichtet und in der DDR abgespielt. Die Ostdeutschen haben sich im blutig niedergeschlagenen Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und dann mit großem Erfolg in der Friedlichen Revolution von 1989 für ihre Freiheit und ihre bürgerlichen Rechte eingesetzt. In diesem Modul wird der so erkennbare Spannungsbogen nachgezeichnet und mit vielen Beispielen erläutert, aber auch kritisch befragt: einerseits die freiheitliche Gesellschaft des Westens, die ihr Selbstbewusstsein und ihre demokratische Kultur in einem lang gestreckten Prozess entwickelt und dabei obrigkeitsstaatliches Denken abgebaut hat, im Osten dagegen die kommunistische Parteidiktatur, in der das Volk seine Freiheit erst spät in einem ungeheuer raschen Prozess gewinnt, sie aber kaum sozial tief verwurzeln kann. Inhaltliche Beschreibung Teil 1: Ringvorlesung Die Vorlesungsreihe entfaltet ein zeithistorisches, philosophisches, rechts-, kultur- und sozialwissenschaftliches Tableau unterschiedlichster Bezüge auf Freiheit: von der intellektuellen Schöpfung und Entwicklung des Begriffs mit seinen vielen Füllungen (z. B. „Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit“ im Sozialismus) über soziale und wirtschafts-theoretische Konzepte (z. B. „Freie“ bzw. „soziale Marktwirtschaft“) und die rechtsstaatliche Ordnung der Freiheit im Grundgesetz bis zu den vielen zeithistorischen Prozessen eines Kampfs um Freiheit und Freiheiten – vom 17. Juni 1953 bis zur Herbstrevolution 1989, von der Demokratiegründung 1949 über markante Krisen (Spiegelaffäre, „1968“, RAF usw.) bis hin zur europäischen Integration der Bundesrepublik. Inhaltliche Beschreibung Teil 2 : Seminar Das Seminar verfolgt in einem vergleichenden Überblick zur Kulturgeschichte der Bundesrepublik und der DDR Prozesse der Entfaltung von künstlerischer und politischer Freiheit und den Versuchen ihrer Verhinderung oder Einschränkung. Zensur kann dabei ganz unterschiedliche Formen annehmen und ist keineswegs auf die offene und parteiliche Diktatur der SED beschränkt. Im Mittelpunkt stehen Beispiele aus Literatur, Medien und Film, aber auch Kunst und Musik. Deutsch-deutschen Wechselwirkungen (z. B. Brecht-Boykott oder die Kontrolle ostdeutscher Filme durch den „Interministerielle Ausschuss“) wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. |
Lernziele |
Das Modul bietet umfangreiche Angebote zum Erwerb zeithistorischer und kulturwissen-schaftlicher Kenntnisse auf multi- und interdisziplinärer Basis zu Schlüsselabschnitten deutscher Kultur und Geschichte zwischen 1945/49 und 1990. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewinnen Kompetenzen in der Analyse, kritischen Bewertung und Präsentation komplexer Texte zahlreicher Fachgebiete und Gattungen. Ihre Analyse und Darstellungs-fähigkeit wird durch regelmäßige Textarbeit, die in Kurzreferaten, Vorträgen, Diskussionen sowie Ausarbeitungen (Thesenpapiere und Protokolle) Niederschlag findet, systematisch eingeübt und erprobt. Die methodisch zuverlässige, gleichwohl individuell und autonom entfaltete Erarbeitung komplexer Zusammenhänge steht im Mittelpunkt der Lernziele. Besonders ermutigt wird zum diskursiven Arbeiten. Dazu werden moderierte Podiums-gespräche in der Vorlesungsreihe unter studentischer Beteiligung angeboten. Die Teilneh-merinnen und Teilnehmer erwerben so die Befähigung, sich selbstständig Sachverhalte zu erarbeiten und durch Beiträge im Seminar sowie Fragen und Diskussionsbeiträge in der Ringvorlesung, ihre Positionen diskursiv zu entwickeln und öffentlich zu vertreten. Die Fähigkeit kritischer Lektürearbeit wird besonders intensiv vermittelt und gefördert. |