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Teil 1: 051600 Ringvorlesung Theatergeschichte (Vorlesung), WiSe21/22, HGB10, Mi, 12-14 Uhr Teil 2: 051616 Die Philosophie der Choreographie (Seminar), WiSe21/22, Online, Fr, 14-16 Uhr Studierende anderer Fächer erhalten in diesem Modul einen Einblick in die abendländische Theatergeschichte aus theaterwissenschaftlicher Sicht. Während die Ringvorlesung einen einführenden Überblick über die Theatergeschichte anbietet, wird der Blick im Seminar auf die Philosophie der Choreographie seit den 1960ern bis in die Gegenwart geworfen. Inhaltliche Beschreibung Teil 1. Vorlesung: Ringvorlesung Theatergeschichte Diese Ringvorlesung wird von den Lehrenden des Instituts für Theaterwissenschaft angeboten. Sie stellen Epochen und Positionen vor, die für die Entwicklung der abendländischen Theatergeschichte von besonderer Bedeutung waren und sind. Ihre Einzelvorlesungen gehen aus vom Theater der Antike, behandeln unter anderem die Simultanbühne am Übergang vom Spätmittelalter zur Renaissance, die Shakespearezeit und das Theater des Barock. Sie widmen sich der Trennung der Sparten, dem bürgerlichen Trauerspiel, dem jüdischen Theater, der Geschichte des Musiktheaters und reichen über das Lehrstück bis zu den Avantgarden und Choreographien des 20. Jahrhunderts. Schließlich thematisieren sie auch jüngste Transformationen des Theaters vor und nach der Jahrtausendwende. Darüber hinaus gewährt ein Exkurs zum japanischen Theater exemplarisch Einblick in eine außereuropäische Theatertradition. Naturgemäß muss ein solches Vorhaben, zweitausendfünfhundert Jahre abendländische Theatergeschichte zu portraitieren, Lücken aufweisen. Jeder Überblick riskiert, wichtige Entwicklungen zu marginalisierten oder zu übergehen. Die historische Einführung wird hier in diesem Bewusstsein angeboten. Darüber hinaus wird in den Einzelvorlesungen nach Möglichkeit auf jene Lücken hingewiesen, und Querverbindungen können sich auch über den Verlauf der Vorlesungsreihe von selbst ergeben. Inhaltliche Beschreibung Teil 2. Seminar: Die Philosophie der Choreographie Tanz als „reine“ Bewegung und Metapher für das Denken war lange die wohl theorieresistenteste Kunstform überhaupt, obwohl bereits in den 1960ern Yvonne Rainer und andere Mitglieder des legendären Judson Dance Theaters mit dem bis heute dominierenden, kinästhetischen Paradigma brachen und sich an anderen Künsten, in erster Linie der Bildenden Kunst, orientierten, um alternative Ästhetiken zu entwickeln. Hiervon sicherlich geprägt, zeichnet sich innerhalb der Choreographie seit Mitte der 1990er und vehementer sogar in den 2000ern eine noch weitreichendere Hinterfragung des modernistischen Erbes ab: Während Tanz demnach allein die Tätigkeit rhythmisch bewegter Körper in Raum und Zeit bezeichnet, öffnen ihn dagegen so verschiedene Akteur*innen wie bsp. Jérôme Bel, Jonathan Burrows, Boris Charmatz, Alice Chauchat, Bojana Cvejić, Mette Ingvartsen, Thomas Plischke, Mårten Spångberg, Petra Sabisch, Tino Sehgal oder Xavier le Roy gegenüber heterogenen Problematiken, Verfahrensweisen und Tätigkeitsformen. Ihnen gemeinsam war von Anfang an und ist nach wie vor die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Philosophie als festem Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis. Zunächst kamen neue Konzepte von Choreographie und Tanz in Auseinandersetzung u.a. mit Roland Barthes Überlegungen zum „Tod des Autors“, dekonstruktivistischen Ansätzen und dem sogenannten „performative turn“ auf, während für andere eher das Denken von Gilles Deleuze und Félix Guattari von zentraler Provenienz war. In den 00ern erhalten dann Affektheoretiker*innen wie Brian Massumi und zuletzt, in den 10ern, eine unter dem geschickt platzierten Label des Spekulativen Realismus versammelte Strömung Einzug, um die Praktiken von Performance und Choreographie ebenso zu modifizieren wie in verschiedene Richtungen zu erweitern. Das Seminar adressiert alle an Performance und Choreographie interessierten Studierenden. Es startet mit einem Panorama über die Praktiken des Judson Dance Theaters in den 60ern und dessen Beziehung zur Bildenden Kunst (Yvonne Rainer, Robert Morris etc.), um sich dann – darauf aufbauend – dem Verhältnis zwischen Performance, Philosophie und Choreographie seit den 1990ern und bis heute zu widmen. Jede Sitzung beginnt mit einer gemeinsamen Videosichtung und -besprechung, an welche sich die gemeinsame Lektüre philosophischer Texte anschließt, die konstituierend für die Genealogie der jeweiligen Strategien und Stücke sind. |