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Teil 1: Europa im Umbruch (1990-2020) (Ringvorlesung), WiSe 2020/21, GC FW 05/506, mittwochs, 12.00-13.30 Uhr (s. t.) Teil 2: Neue Geschichten vom alten Kontinent – Europäische Romane, Kurzprosa und Essays seit 1990 (Übung), WiSe 2020/21, GC FW 05/506, freitags, 10-12 Uhr (c.t.) [Bitte beachten Sie: Ausgeschlossen sind Kombinationen von zwei Vorlesungen oder Kombinationen von zwei eLearning-Modulteilen] Das Modul ist Schlusspunkt einer Reihe von Veranstaltungen zu den 1980er Jahren, zur Friedlichen Revolution und zur Geschichte der deutschen Vereinigung seit 1990. Es ist aber völlig unabhängig zu besuchen; alle notwendigen Vorkenntnisse werden vermittelt. Vorlesung und Seminar bieten eine Übersicht zu politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Prozessen in Europa von der Zeitenwende der Jahre 1989/91 bis in die Gegenwart. Diese Epoche ist bestimmt von Phasen des Optimismus und der Entwicklung des europäischen Projekts (nach 1990 und dann 2002/05) und solchen einer krisenhaften Zuspitzung (z. B. 2009/10 und 2015/16). Ein leitendes Argument des Moduls ist die zentrale Bedeutung der in Ost(mittel)europa eingeleiteten Transformations-prozesse nach dem Ende der staatssozialistischen Systeme auch für die übrigen Räume Europas. Philipp Ther u. a. sprechen in diesem Zusammenhang von „Co-Transformation“. Mit dem Abschied von der bipolaren Weltordnung war für alle europäischen Staaten und ihre Gesellschaften eine Neuorientierung erforderlich. Das Modul will Impulse vermitteln, um die europäische Gegenwart in ihrer zeitgeschichtlichen Entwicklung, in ihren raumübergreifenden Gemeinsamkeiten und in den immer noch greifbaren nationalen Besonderheiten zu analysieren. Das trägt zu einem Bewusstsein der „Europäizität“ im Sinne von Wolfgang Schmale bei, schließt globale Perspektiven indes keineswegs aus. Das Modul will Wissen vermitteln, praktische Diskursfähigkeit ermöglichen und dazu ermutigen, enge disziplinäre Denkmodelle abzustreifen und Interdisziplinarität zu erleben. Es ist – sofern die allgemeine Lage das zulässt – geplant, das Modul durch einige externe Veranstaltungen zu bereichern, in dem Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen von Politik, Kultur und Gesellschaft zusätzliche Impulse für einen Diskurs über Transformationserfahrungen in Deutschland und Europa geben. Gestaltet werden diese „Foren der Verständigung“ als offene Plattformen, in der Diskursivität und Streitkultur neu gelernt und praktiziert werden sollen. Da u. U. Zugangsbeschränkungen zu diesen Veran-staltungen erforderlich sein werden, sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Moduls bevorzugt teilnahmeberechtigt (die Teilnahme selbst ist natürlich kostenfrei). Inhaltliche Beschreibung Teil 1: Ringvorlesung Die Vorlesungsreihe bietet sowohl thematische wie länderzentrierte (z. B. Italien, Polen, Niederlande) Zugriffe auf das Europa der letzten 30 Jahre. Dabei geht es nicht nur um die politischen Prozesse der europäischen Integration vom Vertrag von Maastricht über den Verfassungskonvent bis zum Brexit, sondern ebenso um kulturelle Prozesse – von der Gedächtnispolitik bis zur filmischen und literarischen Reaktion auf die Krisen Europas. Es wird die viel diskutierte „Krise im Mittelstand“ ebenso thematisiert wie die Verschiebung der politischen Kulturen (Krise der Volksparteien; Populismus von rechts und links), das Wechselverhältnis von Nationalstaaten und Renationalisierung einerseits, verstärkter europäischer Kohäsion und Phänomenen der Globalisierung (Wirtschaft, Medien, Migration) andererseits. Zielsetzung ist eine möglichst anschauliche und lebendige Rekonstruktion des Epochenübergangs, als den sich die letzten 30 Jahre zunehmend herausbilden. Eine theoretische Integration der mannigfachen Inhalte bilden u. a. kulturwissenschaftliche Ansätze, wie z. B. Erinnerungsforschung und Diskursanalyse. An der Vorlesungsreihe wirken Referentinnen und Referenten u. a. aus den Rechts-, Sozial-, Politik-, Literatur-, Medien- und Geschichtswissenschaften mit. Inhaltliche Beschreibung Teil 2 : Übung Kennen Sie Ismail Kadare, Olga Tokarczuk, José Saramago oder Guðmundur Óskarsson? Trauen Sie sich auch an Texte von Slavenka Drakulic, Ilja Leonard Pfeijffer und Irena Veisaitė? Und was ist mit Jurij Andruchowytsch oder Ana Blandiana oder Miloš Urban? Muss man nicht kennen? Vielleicht, macht aber Spaß!! Wenn es Ihnen Freude macht und Sie mutig genug sind, Autorinnen und Autoren aus Albanien, Island, Kroatien, Litauen, den Niederlanden, Polen, Portugal, Rumänien, der Ukraine und Tschechien kennenzulernen und auch noch welche aus Italien oder Slowenien oder Spanien oder Ungarn oder … – willkommen, dann sind Sie hier ganz richtig! Die fachwissenschaftlich fundierte Ringvorlesung wird durch eine Lektüreübung begleitet, die eine literarisch-historische Doppelperspektive bietet. Eingeladen wird in einen Salon wichtiger und schöner Texte (Romane, Essays) der Literatur seit 1990. Dabei werden Interessen und Vorschläge aus dem Kreis der Mitwirkenden gern aufgegriffen. Der kulturelle Reichtum der Dichtungssprachen Europas soll möglichst breit vorgestellt und erkundet werden: von der Irischen See bis in die Weiten Russlands. Mit dem Mut, auch jenseits enger literaturwissenschaftlicher Expertise ‚große‘ Texte in Übersetzungen zu lesen, wird der Literatur die Kraft zugesprochen, fremde und gleichzeitig ganz nahe Lebenswelten zugänglicher, interessanter, verständlicher zu machen. In einem ersten Teil werden Essays, Reden, Kurzprosa und Reisebilder gemeinsam gelesen und diskutiert, bevor dann im zweiten Teil eine Auswahl von Romanen im Mittelpunkt steht. In jeder Sitzung sollen möglichst zwei Romane durch wechselnde ReferentInnen erörtert werden, gleichsam als „europäisches literarisches Terzett. Im Idealfall entsteht ein kleiner Kanon lesenswerter Texte, der uns das Europa von heute in seiner Vielschichtigkeit zeigt und zu noch mehr Lektüren einlädt. Dabei wird keiner platten Abbildtheorie (Literatur bildet die Wirklichkeit ab) das Wort geredet, aber der gesellschaftlichen Relevanz und Aussagekraft von Literatur Rechnung getragen. |
Lernziele |
Das Modul bietet kognitives Wissen auf interdisziplinärer Basis zu zentralen Themen und Schlüsselfragen europäischer Geschichte und Gegenwart seit 1990. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewinnen Kompetenzen in der Analyse, kritischen Bewertung und Präsentation komplexer Texte zahlreicher Fachgebiete und Gattungen. Ihre Analyse und Darstellungsfähigkeit wird durch regelmäßige Textarbeit, die in Kurzreferaten, Vorträgen, Diskussionen sowie Ausarbeitungen (Thesenpapiere und Protokolle) Niederschlag findet, systematisch eingeübt und erprobt. Die methodisch zuverlässige, gleichwohl individuell und autonom entfaltete Erarbeitung komplexer Zusammenhänge steht im Mittelpunkt der Lernziele. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Ermutigung zum diskursiven Arbeiten gelegt. Dies erfolgt bereits partizipativ in den Ringvorlesungen und systematisch in der Lektüreübung, z. B. durch moderierte Podiumsrunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwerben so die Befähigung, sich selbstständig Sachverhalte zu erarbeiten und durch Beiträge in der Übung sowie Diskussionsbeiträge in der Ringvorlesung, die dazu gezielt Raum gibt, die eigene Position diskursiv zu entwickeln und öffentlich vorzustellen. Die Fähigkeit kritischer Lektürearbeit wird dabei besonders intensiv gefördert. |