Modulname |
Flüchtlingsgespräche. Diskurse über Zuwanderung in Deutschland 1952/2022 |
Gebiet |
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Profil |
Profil Praxis
Profil Lehramt
Profil Freie Studien
Profil Wissensvermittlung
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CPs |
5 CP |
Campus |
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Voraussetzungen |
Das Modul ist offen für Studierende aller Fakultäten. Notwendige fachliche Kenntnisse werden in den Veranstaltungen vermittelt. |
Besonderheiten |
TN-Plätze: 20/20 für den Optionalbereich Termin der ersten Sitzung: Freitag, 14. Oktober 2022 (= 1.Sitzung des Seminars, letzte Anmeldemöglichkeit), 10.15-11.45 Uhr; erste Vorlesung 19. Oktober 2022, 12.00-13.30 Uhr. Anmeldung: Die Anmeldung ist ab sofort möglich per E-Mail an idf@rub.de . Zusammensetzung der Endnote: Die Endnote setzt sich zusammen aus den Teilnoten für den 1.Teil (Ringvorlesung; Gewichtung: 33,3 Prozent; regelmäßige Teilnahme, Diskussionsbeiträge, Protokoll einer Sitzung oder Essay in Anlehnung an eine Sitzung) und den 2. Teil (Blockseminar, Gewichtung: 66,7 Prozent; regelmäßige Teilnahme mit Diskussionsbeiträgen; Referat und Ausarbeitung). Prüfungstermin: entfällt. |
Blockseminar |
Nein |
Vorkenntnisse |
Das Modul ist offen für Studierende aller Fakultäten. Notwendige fachliche Kenntnisse werden in den Veranstaltungen vermittelt. |
Veranstaltungszeit |
Freitag 10:00 - 12:00, Mittwoch 12:00 - 13:30 |
Dozenten |
Frank Hoffmann |
Arbeitsaufwand |
Als Präsenzzeit werden kalkuliert: 30 h für die Ringvorlesung, 30 h für das Seminar. Die Eigenarbeitszeit sollte ca. 90 h betragen (je 2 h Vorbereitung für das Seminar, 30 h für Ausarbeitung und Protokoll). |
Literatur |
Eine Materialauswahl wird als Textsammlung bereitgestellt; ergänzt durch weitere Unterlagen auf einer Moodle-Seite. Zur Einführung seien zum Beispiel genannt: Berthold Löffler: Flucht nach Deutschland. Wie Migration Politik und Gesellschaft verändert. Stuttgart 2020; Raphaela Etzold, Martin Löhnig, Thomas Schlemmer (Hg.): Migration und Integration in Deutschland nach 1945. Berlin / Boston 2019; Philipp Ther: Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa. Berlin 2017. |
Modulteil |
[320001] Flüchtlingsgespräche. Kulturelle, politische und gesellschaftliche Diskurse im 20. und 21. Jahrhundert - WS 22/23, [320000] Selbstmörderische Humanität. Zur medialen, kulturellen und politischen Wahrnehmung von Migration in Deutschland - WS 22/23 |
Modultyp |
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Modulanbieter |
Zentrale wissenschaftliche Einrichtungen, Institut für Deutschlandforschung |
Inhalt |
Teil 1: "Selbstmörderische Humanität". Zur medialen, kulturellen und politischen Wahrnehmung von Migration in Deutschland (Ringvorlesung), WiSe 2022/23, GB 04/86, Mitwoch: 12.00-13.30 Uhr Teil 2: Flüchtlingsgespräche. Kulturelle, politische und gesellschaftliche Diskurse im 20. und 21. Jahrhundert (Seminar), WiSe 2022/23, Freitag: 10.15-11.45 Uhr Teil 3 (Teil 2b): Flüchtlingsgespräche. Eine offene Veranstaltungsreihe mit Betroffenen und künstlerischen Formaten zur Bewältigung, Zeiten und Orte werden noch mitgeteilt. Keine Anwesenheitspflicht für Studierende (nur Angebotscharakter). Der russische Überfall auf die Ukraine konfrontiert Europa in diesem Jahr neuerlich mit einer Fluchtbewegung, die bei der ursprünglichen Planung dieses Moduls noch gar nicht absehbar war, die uns aber in dieser Veranstaltung auch beschäftigen soll. Grundsätzlich aber geht es um die Frage, ob aus historischen Diskursen über den Umgang mit Migration für die Gegenwart gelernt werden kann. Zeithistorischer Anknüpfungspunkt des Moduls ist die Massenflucht aus der DDR im Herbst und Winter 1952/53, die in der Bundesrepublik mannigfache Aktivitäten zu Aufnahme und Integration, aber auch massive Forderungen der Abwehr, bis hin zu der nach einer Schließung der innerdeutschen Grenze durch die Bundesrepublik (!), provoziert hat. Jede weitere Aufnahme sei „selbstmörderische Humanität“, tönte der Chefredakteur eines Rundfunksenders. Manche Parolen und Stimmungen aus der Zeit vor 70 Jahren sind in der Geschichte der Zuwanderungsdiskurse – sei es in den Erwägungen zur Arbeitsmigration der 1960er bis 1980er Jahre, in der Asyldebatte der frühen 1990er Jahre oder in der „Flüchtlingskrise“ 2015/16 –modifiziert oder wiederholt worden. Das Modul möchte zu vielfältigen Perspektiven auf diese Prozesse und Debatten einladen, wobei die wissenschaftliche Fundierung und kritische Begleitung öffentlicher Diskurse die verbindende Basis für die gemeinsame Arbeit darstellen wird. Inhaltliche Beschreibung Teil 1: Die Ringvorlesung unternimmt in eher systematischer als chronologischer Perspektive den Versuch, ein Tableau des Redens über Migration in Geschichte und Gegenwart Deutschlands seit 1945 vorzustellen. Diskurse werden (eher alltagssprachlich) verstanden als Prozesse der politisch-gesellschaftlichen Meinungsbildung, die bestimmte argumentative Grenzen der Sprachregelungen definieren; hier zum Thema Migration. Dabei bilden sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Befunde, rechtliche Kategorisierungen, zeithistorische Aufarbeitungen und migrationssoziologische Erkenntnisse und Thesen die eine Seite der Darstellungen. Bereichert und konterkariert wird sie durch kulturelle Perspektiven aus Bereichen wie Medien, Film, Literatur, Theater und Erinnerungskultur, z.B. auch in Gestalt der (in Deutschland sehr unterschiedlich entwickelten) Musealisierung von Migration. Einbezogen werden sowohl klassische Beispiele der Arbeitsmigration als auch politisch begründete Fluchtbewegungen und Zwangsmigration, sei es in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (Vertreibung und DDR-Flucht), seies im späten 20. und im 21. Jahrhundert (Asylmigration, Kriegsflüchtlinge usw.). Auch aktuellen Entwicklungen (Fluchtbewegung aus der Ukraine) und europäischer Vergleichsperspektiven wird Rechnung getragen, soweit sich ein empirisch gesicherter Kenntnisstand nachzeichnen lässt. Die Vorlesung ist als offener Lernraum gedacht, in dem systematisch Zeit für Fragen und Diskussionsbeiträge der Studierenden eingeplant wird. In Begleitung von erfahrenen Hochschullehrer*innen werden das intergenerative Gespräch und Formen des wissenschaftlichen Meinungsaustauschs praktisch eingeübt. Inhaltliche Beschreibung Teil 2: Das begleitende Seminar vertieft die in der Vorlesung gewonnenen Erkenntnisse durch die Einbindung zusätzlicher Materialien und will damit eine eigenständige Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Forschungsliteratur unterschiedlicher Disziplinen, aber auch mit Quellen aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Literatur ermöglichen. Anders als die Vorlesung geht das Seminar stärker chronologisch vor und erschließt das Themenfeld mit einem Überblick über die Nachkriegszeit (Vertreibung), die 1950er und 1960er Jahre (DDR-Zuwanderung und Arbeitsmigration), die 1970er und 1980er Jahre (Migration in der Nicht-Einwanderungsgesellschaft), die Umbrüche nach 1989 (deutsch-deutsche Wanderung, Asyldebatte) und die Entwicklungen nach 2000 (bis zur „Flüchtlingskrise“ von 2015/16). Um die angestrebte diskursgeschichtliche Schwerpunktsetzung zu ermöglichen, sind die Studierenden zu selbstständiger Diskurs- und Medienforschung aufgefordert, namentlich soll Material aus der Tagespresse der frühen 1950er Jahre und aus der Zeit um 2015 miteinander in Bezug gesetzt werden: Wie gestalten Tageszeitungen die Information über Migration, Fluchtprozesse und die Aufnahme sowie Integration von geflüchteten Menschen? Dazu wird interessierten Studierenden eine Studienphase im Institut für Zeitungsforschung in Dortmund ermöglicht (Benutzungskosten werden übernommen). Eine Posterpräsentation der Ergebnisse wird angestrebt. Inhaltliche Beschreibung Teil 3 (2a): Das Institut für Deutschlandforschung plant für das Wintersemester eine Folge von ca. 4-6 Veranstaltungen, die als Flüchtlingsgespräche konzipiert ist. Dabei berichten Menschen unterschiedlicher Herkunft über ihre Erfahrungen der Migration und bei der Ankunft und Aufnahme in der Bundesrepublik. Gedacht ist an Migrantinnen und Migranten der letzten zehn Jahre ebenso wie an Personen, die z.B. eine innerdeutsche Zuwanderung (z.B. als freigekaufte politische Häftlinge) erlebt haben. Aber auch kulturelle (literarische und filmische) Gestaltungen sind denkbar. Die lebensgeschichtliche Vielfalt von Migration in Deutschland soll nach Möglichkeit in großer Breite aufgezeigt und vermittelt werden. Dabei geht es vor allem um Respekt vor Lebenserfahrungen von Migrant*innen und um mehr Verständnis für ihre oft schwierige Lebenssituation gerade auch in der Gegenwart. Die Arbeit basiert auf der Mitarbeit des Instituts am Integra Programm der RUB für studieninteressierte Geflüchtete (seit 2015) und auf der langjährigen Begleitung von lebensgeschichtlichen Zeitzeugengesprächen mit politischen Häftlingen der SED-Diktatur. Studierende sind als Gäste und Mitwirkende der sich an die Öffentlichkeit richtenden Veranstaltungsreihe besonders herzlich willkommen. Sie können Teilleistungen, die für das Seminar zu erbringen sind, auch durch Mitwirkung in diesem Teil abdecken (z.B. Begleitung einer Veranstaltung statt eines Referats im Seminar). |
Lernziele |
Das Modul vermittelt wissenschaftlich fundierte Kompetenzen primär im kognitiven, methodischen und normativen Bereich. Dabei werden mit dem Themenfeld Migration ein Querschnitt zu unterschiedlichen politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Prozessen gebildet. Gerade angesichts der hochgradig emotionalen und auf Engagement abzielenden Fragestellung soll immer aber auch die Befähigung zur wissenschaftlich fundierten Analyse und kritischen Bewertung komplexer Themen vermittelt werden. Vermittelt werden zeithistorisches, sozial- und kulturwissenschaftliches sowie migrationstheoretisches Wissen ebenso wie die praxisorientierte Anwendung dieses Wissens, etwa in der Erschließung von Medienformaten (Tageszeitungsprojekt im Seminar) oder in der Mit-Gestaltung von Flüchtlingsgesprächen (Teil 3). Einen Schwerpunkt bildet das diskursive Arbeiten, etwa durch moderierte Diskussionen und Podiumsrunden, bei denen die Studierende nicht nur zum „Publikum“ gehören, sondern wiederholt zur konkreten Mitwirkung bei den Podien eingeladen sind. |