Inhalt |
Teil 1: VL Handelnd glauben und glaubend handeln. Gesellschaftstheoretische Zugänge zu theologisch-sozialethischem Verstehen (erste Semesterhälfte) und VL Maßstäbe gerechten Handelns (zweite Semesterhälfte), WiSe 2022/23, Do, voraussichtlich 12h-14h (insgesamt: 2 SWS) Teil 2: HS Vielfachkrisen und Krisenbewältigung in sozialethischer Reflexion, WiSe 2022/23, Fr, 10h-12h (2 SWS) Inhaltliche Beschreibung Teil 1: Unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen handeln und glauben Christ:innen in (post-)modernen Gesellschaften? Wie lässt sich die plurale Signatur ausdifferenzierter Gesellschaften verstehen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werden in der ersten Hälfte der Vorlesung Gesellschaftstheorien (u. a. die Theorie der funktionalen Differenzierung) vorgestellt, die zu klären helfen, in welcher Gesellschaft sich glaubende und glaubend handelnde Menschen überhaupt vorfinden und in welcher Gesellschaft sie auf Sendung gehen. Neben gesellschaftstheoretischen Zugängen wird auch auf Konzilsdokumente (wie Gaudium et spes) verwiesen. Im zweiten Teil der Vorlesung unter dem Titel Maßstäbe gerechten Handelns werden drei große Ethikstränge vorgestellt: utilitaristische, rechtebasiert-kontraktualistische und essentialistische. Bei sozialethischen Bewertungen wird je nach Gegenstand oder Kontext oft auf eine oder mehrere dieser Ethiken zurückgegriffen. Manchmal erzeugen die Maßstäbe gerechten Handelns, die aus diesen Ethiken resultieren, aber auch erhebliche Spannungen oder schließen sich gar gegenseitig aus. Außerdem: Auf welche blinden Flecken der traditionellen Ethikstränge weisen z.B. feministische und postkoloniale Theorien hin? Und überhaupt: Gibt es eigentlich spezifisch christlich-sozialethische Maßstäbe gerechten Handelns, die nicht einfach nachgebetete normative Maßstäbe einer der drei Ethikstränge wären? Wenn es sie gibt: Was sind solche Maßstäbe, die das Handeln von Menschen, die sich in der Gesellschaft (auch) als Christ:innen verstehen, zu orientieren helfen? Die Vorlesung schlägt eine Schneise ins Dickicht ethischer Theorien und geht dabei einführend auf Essentials der 130-jährigen Tradition katholischer Sozialverkündigung ein. Inhaltliche Beschreibung Teil 2: Eine gängige wie pauschale Diagnose der Gegenwart ist die der Vielfachkrisen: Krieg, ausstehende Getreidelieferungen und Nahrungsmittelknappheit im Globalen Süden, ökonomische und soziale Verwerfungen infolge der Covid-Pandemie, die Care-Krise sowie die Umwelt- und Klimakatastrophe, die ihre Schatten vorauswerfen, Vertreibung und Flucht, Anfeindungen gegen die Demokratie hierzulande und weltweit. Politische und zivilgesellschaftliche Akteure wirken überfordert bei der Bearbeitung dieser Krisen. Aber gibt es womöglich Verbindungen zwischen diesen Krisen vielleicht sogar einen gemeinsamen Nenner? Im Hauptseminar werden zum einen ausgewählte Krisen fokussiert und strukturelle Verbindungen zwischen ihnen aufgezeigt. Zum anderen werden einige besonders einflussreiche ethische Theorien, die in der Sozialethik rezipiert werden, vorgestellt und deren handlungsleitendes Potenzial zur Bearbeitung der Krisen diskutiert. Außerdem wird der Frage nachgegangen, welche normativen Orientierungen zur Krisenbewältigung sich eigentlich aus der sozialethischen Tradition in Erinnerung rufen und aktualisieren lassen? |