Modul: Ethik und Tugend (Weidemann/Hesse)

Modulname Ethik und Tugend (Weidemann/Hesse)
Gebiet
Profil Profil Zukunft Profil Freie Studien
CPs 5 CP
Campus Hier geht es zum Vorlesungsverzeichnis
Voraussetzungen keine
Besonderheiten TN-Plätze 15/30
Blockseminar Nein
Vorkenntnisse
Veranstaltungszeit Donnerstag 14:00 - 16:00, Donnerstag 10:00 - 12:00
Dozenten Jacob Hesse, Christian Weidemann
Arbeitsaufwand 90 h Eigenarbeitszeit und 60 h Präsenzzeit.
Literatur · Russ Shafer-Landau (2019): A Concise Introduction to Ethics, Oxford: Oxford University Press. · Aristoteles (2006): Nikomachische Ethik, übersetzt und herausgegeben von Ursula Wolf, Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt. Weitere Literatur wird in den Lehrveranstatlungen bekannt gegeben.
Modulteil [020008] Aristoteles: Nikomachische Ethik - WS 25/26, [020003] Einführung in die philosophische Ethik - WS 25/26
Modultyp
Modulanbieter Katholisch-Theologische Fakultät
Inhalt Teil 1: VL: Einführung in die philosophische Ethik, WS 2025, Do 10-12 (Weidemann) Teil 2: HS: Aristoteles: Nikomachische Ethik, WS 2025 (Hesse) Manche Menschen wie z.B. Mutter Theresa, Sophie Scholl, Mahatma Gandhi oder Martin Luther King werden aufgrund ihres tugendhaften Lebens häufig als Vorbilder präsentiert. Weshalb aber halten wir diese Menschen für besonders tugendhaft? Intuitiv scheint dies durch ihre besonders ausgeprägte moralische Lebensweise begründet zu sein. Das sollte allerdings voraussetzen, dass wir eine gemeinsame Theorie darüber besitzen, wonach bestimmbar ist, was als moralisch gutes (bzw. schlechtes) Handeln gilt. Diese Voraussetzung erscheint jedoch fraglich, da sich die meisten Menschen nie ausführlicher mit ethischen Theorien wie dem Konsequentialismus oder der kantischen Ethik auseinandergesetzt haben. Vielmehr scheinen die moralischen Intuitionen der meisten Menschen von paradigmatischen Beispielen tugendhafter Menschen bestimmt zu sein. Falls dem so ist, stehen wir aber wieder vor der Ausgangsfrage, warum wir manche Menschen als besonders tugendhaft ansehen. In dem Modul sollen solche und damit verbundene Fragen thematisiert und diskutiert werden. In Teil 1 wird ein Überblick über unterschiedliche ethische Theorien gegeben. In Teil 2 des Moduls wird die Nikomachische Ethik des Aristoteles behandelt, welche den Ausgangspunkt sowohl für die klassische als auch für die moderne tugendethische Diskussion bildet. Inhaltliche Beschreibung Teil 1: „I shot a man in Reno, just to watch him die“, singt Johnny Cash. Einen Menschen aus Spaß oder Neugierde zu erschießen, ist moralisch verwerflich. Wer würde da widersprechen? Doch was genau heißt: „moralisch verwerflich“? Ist es eine objektive Wahrheit, dass das Töten Unschuldiger moralisch verboten ist? Falls nein, warum herrschen trotzdem keine anarchischen Zustände? Falls ja, wer oder was macht besagte Wahrheit wahr? Geht es in der Ethik in erster Linie um die Erfüllung von Pflichten, die Ausbildung von Tugenden oder die Verwirklichung von Werten? Bemisst sich die Güte einer Handlung an der mit ihr verbundenen Absicht oder an den Folgen (oder gar an etwas ganz anderem)? Leute, die auf das Wohlergehen anderer pfeifen, scheinen oft besonders glücklich und erfolgreich zu sein. Daraus erwächst ein Unbehagen: Warum sollten wir überhaupt moralisch sein, was haben wir davon? Schließlich: Wie lässt sich erkennen, was gut oder schlecht ist? Mittels eines angeborenen moralischen Sinns, Intuition, vernünftiger Überlegung, Lebenserfahrung, Herzensbildung…? Im zweiten Teil der Vorlesung wenden wir uns besonders umstrittenen ethischen Problemen der Gegenwart zu: Abtreibung; Eugenik und Human Enhancement; Suizid und Sterbehilfe; Sexualethik; Diskriminierung und Affirmative Action; Verteilungsgerechtigkeit; Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen (Klima etc.); Technikethik (z.B. KI); Tierethik (Fleischessen, Laborversuche, Biodiversität). Philosophische Reflexion kann diese Fragen natürlich nicht abschließend entscheiden. Aber sie kann Begriffe klären, widersprüchliche Gedankengänge identifizieren und Argumente schärfen. So werden am Ende (hoffentlich!) Vorzüge und Probleme der jeweiligen Positionen deutlicher hervortreten. Inhaltliche Beschreibung Teil 2 : Die Nikomachische Ethik von Aristoteles ist einer der bedeutendsten Texte der philosophischen Ethik und der Philosophie insgesamt. Er wurde vor über 2300 Jahren verfasst, scheint aber auch heute wenig an Relevanz eingebüßt zu haben. Im Gegensatz zu der vor allem durch die kantische Tradition geprägten Ethik basiert der Ansatz von Aristoteles auf der Annahme, dass ein moralisch gutes Leben auch ein gelungenes und glückliches Leben ist. Dementsprechend geht es Aristoteles in der Nikomachischen Ethik letztlich darum zu entfalten, wie man ein zufriedener und glücklicher Mensch wird. Eine zentrale Rolle spielen für ihn dabei die Tugenden, die Menschen einüben sollten. Aristoteles erörtert in diesem Kontext auch die für das gesellschaftliche Zusammenleben entscheidende Tugend der Gerechtigkeit. Zudem diskutiert und bewertet er unterschiedliche Staatsformen nach ihrer Tugendhaftigkeit. Besonders durch die Verflechtung von philosophischer Anthropologie, Ethik und politischer Philosophie ist die Nikomachische Ethik bis heute für jeden lesenswert, der sich fragt, was sowohl ein gutes Leben als auch gelungenes Zusammenleben ausmacht. In dem Seminar soll die Nikomachische Ethik vollständig gelesen und kritisch diskutiert werden.
Lernziele Erlernen der Grundlagen der philosophischen Ethik; Kenntnis und Verständnis der Nikomachischen Ethik von Aristoteles; Interpretation philosophischer Texte